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Alles Quatsch

Roman

Erschienen am 12.01.2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442465255
Sprache: Deutsch
Umfang: 318 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein köstlich boshaftes Lesefest für Freunde des britischen Humors Gerald Glodstone ist Lehrer und lebt in der imaginären Welt seiner geliebten Abenteuerromane. Als er von einer angeblich in Frankreich gefangenen Gräfin um Hilfe gebeten wird, macht er sich daher sofort auf den Weg, um sie aus den Klauen ihrer Geiselnehmer zu befreien. Begleitet wird er von seinem Lieblingsschüler Peregrine, dessen körperliche Kräfte seine geistigen weit übersteigen. Dass beide einem hinterlistigen Scherz auf den Leim gegangen sind, merken sie leider etwas zu spät .

Leseprobe

Peregrine Roderick Clyde-Browns Ankunft auf dieser Erde wurde durch die Geburtsurkunde bescheinigt. Als Vater war Oscar Motley Clyde-Brown angegeben, von Beruf Rechtsanwalt, und als Mutter Marguerite Diana, geborene Churley, beide wohnhaft in The Coles, Pinetree Lane, Virginia Water. Auch wurde das freudige Ereignis in der Times angezeigt, versehen mit dem Zusatz "Herzliche Dankesgrüße an das Personal der Privatklinik St. Barnabas". Der Dank war voreilig, aber zu diesem Zeitpunkt durchaus aufrichtig gemeint. Mr. und Mrs. Clyde-Brown hatten sich seit langem ein Kind gewünscht und wollten schon zu ärztlicher Hilfe Zuflucht nehmen, als sich Peregrine ankündigte. Mrs. Clyde-Brown war damals immerhin schon sechsunddreißig, ihr Mann bereits vierzig. So waren sie verständlicherweise beglückt, als eine erstaunlich leicht verlaufende Geburt an einem fünfundzwanzigsten März Mitte der sechziger Jahre den 4350 Gramm schweren Peregrine das Licht der Welt erblicken ließ. "Ein wunderschönes Baby", sagte die Hebamme, wobei sie weniger auf die Tatsachen als auf Mrs. Clyde-Browns Gefühle Rücksicht nahm. Peregrines "Schönheit" war von jener Art, wie man sie ansonsten nur bei Opfern von besonders schlimmen Autounfällen zu sehen bekommt. "Und so lieb." Damit kam sie der Wahrheit schon etwas näher. Vom Augenblick seiner Geburt an war Peregrine lieb. Er schrie nur selten, aß regelmäßig und ließ gerade so viele Winde los, um seine Eltern dahingehend zu beruhigen, dass er durch und durch normal war. Kurz gesagt: Die ersten fünf Jahre seines Lebens war er ein Musterkind, und erst als dem mit sechs, sieben, acht und neun Jahren noch immer unverändert so war, hatten die Clyde-Browns allmählich Grund, sich zu fragen, ob Peregrine für einen kleinen Jungen nicht vielleicht doch zu musterknabenhaft war. "Betragen tadellos?", sagte Mr. Clyde-Brown und stutzte, als er das erste Zeugnis seines Sohnes durchlas, der auf eine sündteure Privatschule ging. "Das beunruhigt mich doch etwas." "Ich verstehe nicht recht, warum. Peregrine ist immer ein sehr braver Junge gewesen, und ich finde, dass uns das als Eltern zur Ehre gereicht." "Mag schon sein, aber als ich so alt war wie er, konnte beim besten Willen niemand behaupten, mein Betragen sei tadellos. Ganz im Gegenteil." "Du warst eben auch von klein auf extrem ungezogen. Selbst deine Mutter musste das zugeben." "Typisch", meinte Mr. Clyde-Brown, dessen Gefühle für seine verstorbene Mutter recht zwiegespalten waren. "Und dieses >Gibt sich große Mühe in allen Fächern< schmeckt mir auch nicht. Mir gefiele es besser, seine Leistungen wären tadellos und sein Betragen ließe zu wünschen übrig." "Man kann nun mal nicht alles haben. Wäre sein Betragen gerügt worden, so würdest du ihn einen Lümmel, Rotzlöffel oder sonst was heißen. Sei also dankbar, dass er sich beim Lernen Mühe gibt und ansonsten keine Probleme hat." Mr. ClydeBrown ließ es vorerst damit bewenden, und so blieb Peregrine auch weiterhin der Musterknabe, der er war. Erst als sich nach einem weiteren Jahr in puncto tadellosem Betragen und des "SichgroßeMüheGebens" nichts geändert hatte, wandte sich Mr. ClydeBrown an den Direktor, um Genaueres über seinen Sohn zu erfahren. "Ich fürchte, eine Bewerbung um ein Stipendium für Winchester ist aussichtslos", meinte der Direktor, nachdem Mr. Clyde-Brown seinen diesbezüglichen Hoffnungen Ausdruck verliehen hatte. "Und ich hege die größten Zweifel, ob er es in Harrow schafft." "Harrow? Ich wusste gar nicht, dass er nach Harrow geht", entgegnete Mr. Clyde-Brown, der alles andere als eine hohe Meinung von Harrow-Absolventen hatte. "Was ich möchte, ist die bestmögliche Erziehung, die man für Geld haben kann." Der Direktor, dessen Schule zu den teuersten in ganz England gehörte, seufzte und trat ans Fenster. "Tatsache ist nun einmal - und vergessen Sie bitte nicht, dass ich meinem Beruf als Lehrer seit rund dreißig Jahren nachgehe -, dass Peregrine ein Junge ist, der aus dem Rahmen fällt. Ein höchst ungewöhnl Leseprobe