0

Die Dichter und die Droste

Produktive Lektüre in der klassischen Moderne

Erschienen am 26.11.2003, 1., Aufl.
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783895284083
Sprache: Deutsch
Umfang: 348
Format (T/L/B): 20.0 x 14.0 cm

Beschreibung

„Und gerade jetzt sollte man sie lesen – nicht deshalb, weil ihr Geburtstag eben zum hundertsten Male wiedergekehrt ist, sondern weil sie keiner geistigen Epoche näher verwandt ist als der unseren.“ Es scheint so, als hätten viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller das Postulat des bedeutenden Literarhistorikers Richard M. Meyer aus dem Jahre 1897 beherzigt. Denn entgegen landläufiger Forschungsmeinung wurde das Werk Annette von Droste-Hülshoffs sehr wohl von Autorinnen und Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Kenntnis genommen. Von Rilke beispielsweise, der die Droste eine „Vorläuferin moderner Lyrik“ nannte. Aber auch von Peter Hille, Hermann Löns, Gerhart Hauptmann, Moritz Heimann, Oskar Loerke, Walter Benjamin und vielen anderen. Für Ricarda Huch verkörperte die Droste „Lust am Trotz und Stolz“. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die progressive Moderne einen produktiven Resonanzraum für die Dichtungen der Droste abgab. Beginnend mit Detlev von Liliencron, endend mit Ernst Jünger und Paul Celan, stellt die vorliegende intertextuelle Studie rund 40 Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor. Die einzelnen Porträts werden jeweils im Zusammenhang der Epochen – des Impressionismus, des Traditionalismus und des magischen Realismus – entfaltet. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Wirkungsgeschichte der Droste aus religiöser oder – wie am Beispiel Adolf von Hatzfelds aufgezeigt wird – aus regionaler Sicht. Die vorliegende Studie führt der aktuellen Diskussion über die Modernität der Droste umfangreiches neues Quellenmaterial zu. Es zeigt, dass die Schriftstellerinnen und Schriftsteller der klassischen Moderne mit der Dichterin des 19. Jahrhunderts in einen konstruktiven Dialog eintraten. Unter dem Blickwinkel der Droste-Rezeption wird somit eine kleine Geschichte der klassischen Moderne und ihrer Strömungen entfaltet.

Inhalt

I. „Der Beziehungen sind so viele, daß man gar nicht weiß, wo anknüpfen und wo abreißen“: Notwendige Begrenzungen eines großen Themas II. „Und gerade jetzt sollte man sie lesen“: „Die ahnende Prophetin des neuen Naturevangeliums“ im Gegeneinander der Avantgardebewegungen Naturalismus, Impressionismus, Expressionismus 1. „O du mächtiges, lebensstarkes Frauenzimmer“: Detlev von Liliencron 2. „Zug zum Dämonischen“: Hermann Löns 3. „Diese volkstümlichste und volkskräftigste Dichterin“: Gerhart Hauptmann III. „Hast du’s geschaut so weit voraus?“ Die neuen Naturdichter Hans Carossa, Adolf von Hatzfeld und Josef Weinheber mit Exkursen zu R.M. Rilke, Hermann Stehr und Karl Röttger IV. „Im geistigen Raum der Nation“: Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse, Rudolf Borchardt, Walter Benjamin, Oskar Loerke V. „Dichterischer Auftrag“: Gertrud von Le Fort, Reinhold Schneider, Konrad Weiß, Rudolf Alexander Schröder als Autoren der persönlichen Entscheidung und des christlichen Engagements VI. „Inbrünstige Bewegung nach den Urgründen des Lebens“: Die Dichter des naturmagischen Realismus 1. „Wie ein goldner Hornstoß“: Wilhelm Lehmann 2. Die „Enkelin“: Elisabeth Langgässer 3. Exkurs: Carl Zuckmayers Die Fastnachtsbeichte 4. „Traumlandschaft“ des Teiches: Peter Huchel 5. „Im gestärkten Kragen, das Haar“: Johannes Bobrowski VII. „Weiblicher Urcharakter“: Die andere Dichtung der Frauen zwischen androgynem und emanzipativem Konzept im Spektrum der Anthologie Herz zum Hafen 1. „Lust am Trotz und Stolz“: Ricarda Huch 2. „Du führst sie, zarte Annette!“: Agnes Miegel 3. „Aufrichtung eines geheimnisvollen geistigen Matriarchates“: Ina Seidel 4. „Und langsam ging ich unter und sank und sank“: Gertrud Kolmar 5. „Annette von Rhyn“: Else Lasker-Schüler 6. „Das Weibliche als Begrenzung und als besondere Möglichkeit“: Marie Luise Kaschnitz 7. Exkurs: „Zu sehn in ihrem Museum in Meersburg“: Ursula Ziebarth und Gottfried Benn VIII. „Strahlungen“ aus dem 19. Jahrhundert: Ernst Jünger und Carl Schmitt IX. „Wüstenhafte Erstarrung des Ich“: Nachbemerkungen zur Rezeption der Dichterin in der Moderne Register