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Kindheit in W.

Gedichte

Erschienen am 28.10.2009, Neuausgabe
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783935421447
Sprache: Deutsch
Umfang: 88
Format (T/L/B): 20.0 x 13.0 cm

Beschreibung

Peter Beickens Gedichte holen Menschen, Leute, Persönlichkeiten herein, sie entwerfen Stadtlandschaften und den Stadtrand von Wuppertal, die Visionen des Kindes, sparsame starke Bilder, nichts von der Schaumgummieleganz des Allerneuesten. Von gleicher Körnigkeit die Kindheitsbilder, kurz skizzierte Situationen, transparent gemacht durch die Reflexion dessen, der schreibt. Da wird Sozialgeschichte sichtbar, Kindheit in den 50er Jahren, späte Heimkehr des Vaters aus dem Krieg, Großväter, Großmütter, Arbeiterfamilien, Träume, Hoffnungen und das Elend des Jahrhunderts.

Autorenportrait

Peter Beicken, im Mai 1943 in Wuppertal-Barmen geboren, kurz vor dem ersten großen Luftangriff. 1947, nach Jahren in Hammerstein, zieht die Familie – der Vater ist im Januar gerade aus englischer Kriegsgefangenschaft in Kanada zurückgekehrt – nach Vohwinkel, weiter in den Westen der Stadt. Das Leben auf der 'Insel' zwischen Rangierbahnhof, Fahrzeugfabriken und dem freien Feld wird Wohnplatz und Erkundungsort. Streifzüge führen durch die Umgebung, folgen dem Rhythmus der Landschaft mit ihren Industrieeinschnitten. Häufige Fahrten mit dem Zug und der Schwebebahn in die Stadt – die Großeltern wohnen in Unterbarmen – öffnen die Augen für das Tal, das zu Anfang noch unvergeßlich zerstörte. Der Besuch des Gymnasiums in Vohwinkel. Die Bibliotheksbesuche, Theater und Konzert, das Museum. Eine Stadt stößt Fenster auf. Gewiß, das Muckerhafte der Leute, aber auch Gewitzte. Die Sprache platt, eine handfeste Sache und in ihrer Derbheit schön. Der Vorort als Randzone, wie etwas aus der Vorzeit der Stadt. Das Studium führte ihnimmer weiter weg. Zuerst nach Köln, dann Bonn, München, ab 1968 in Kalifornien. 1971 Promotion an der Stanford University, anschließend Dozent in Princeton, seit 1976 Associate Professor an der University of Maryland, College Park, neben der Hauptstadt Washington. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. 1983 erhält er den Eduard von der Heydt-Förderpreis der Stadt Wuppertal für Kindheit in W.

Rezension

Das Kapital Kindheit ist nun einmal ein Kapital der Literatur (Ich muß hier nicht wieder nachweisen, warum. Die Texte von Peter Beicken beweisen es). Die Kraft der Bilder, die gebrochene Kontinuität der Erfahrungen, die wie selbstverständlich hinzuerfindende Phantasie, ist später nie zu übertreffen.Das Kapital Kindheit ist nun einmal ein Kapital der Literatur. Die Kraft der Bilder, die gebrochene Kontinuität der Erfahrungen, die wie selbstverständlich hinzuerfindende Phantasie, ist später nie zu übertreffen.Daß Peter Beickens Aufmerksamkeit nicht den Großen, den bekannten Leuten gilt, daß er keine Sozialgeschichte von Wuppertal schreibt, und von Else Lasker-Schüler als von Elseken spricht, gibt diesem schmalen Buch die Wärme. Daß er mit der Sprache so selbstverständlich und ungeziert umgeht, wie es nicht Brauch ist in den Arbeiten, die heute vorgelegt werden, daß er dabei aber heutiger ist als die Vergangenheitsgegenwartsverwischung, die derzeit ohne das Genie einer Virginia Woolf gefeiert wird, möchte ich denn doch sagen.(Ingeborg Drewitz, 1984)