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Das Reich der Sieben Städte

Das Spiel der Götter 2 - Fantasy-Roman

Erschienen am 01.04.2001
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442249411
Sprache: Deutsch
Umfang: 512 S.
Format (T/L/B): 3.4 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein sinfonisches Epos ohnegleichen - Fantasy einer neuen Qualität!

Das malazanische Imperium ist bis ins Mark erschüttert, doch Imperatrix Laseen sucht ihre Macht mit einer Säuberungswelle im Adel zu festigen. Da braut sich neues Unheil zusammen. Denn in der heiligen Wüste Raraku sammelt die Seherin Sha''ik ein Herr der Unzufriedenen, die nur darauf warten, die verhassten malazanischen Eroberer zu vertreiben.

Autorenportrait

Steven Erikson, in Kanada geboren, lebt heute in Cornwall. Der Anthropologe und Archäologe feierte 1999 mit dem ersten Band seines Zyklus "Das Spiel der Götter" nach einer sechsjährigen akribischen Vorbereitungsphase seinen weltweit beachteten Einstieg in die Liga der großen Fantasy-Autoren.

Leseprobe

Eine Korkenzieherschwade aus Staub huschte durch die Mulde, bewegte sich tiefer in die pfadlose Einöde der Pan'potsun-Odhan hinein. Obwohl sie kaum zweitausend Schritte entfernt war, schien die Schwade aus dem Nichts geboren. Von seinem erhöhten Aussichtspunkt am windzerzausten Rand der Hochebene aus sah Mappo Runt ihr mit harten Augen nach, Augen, die die Farbe des Sandes hatten und tief in ihren Höhlen in einem blassen Gesicht mit ausgeprägten Wangenknochen lagen. In seiner Hand, deren Rücken mit dicken Borsten bewachsen war, hielt er ein Stück Emrag-Kaktus, und er scherte sich nicht um die giftigen Dornen, als er hineinbiss. Blauer Saft rann sein Kinn hinunter. Er kaute langsam und nachdenklich. Neben ihm schnippte Icarium einen Kieselstein über den Rand der Klippe, der klickend und klackernd den Hang hinunterhüpfte und erst an dessen geröllübersätem Fuß liegen blieb. Er trug die zerrissenen Gewänder eines Geistergängers, deren ehemals leuchtendes Orange von der Sonne zu einem staubigen Rostrot ausgeblichen war, und das, was von seiner grauen Haut zu sehen war, hatte mittlerweile einen dunklen olivgrünen Farbton angenommen, als ob das Blut seines Vaters dem Ruf dieses Ödlands geantwortet hätte. Schweißtropfen fielen aus seinen langen, zusammengeflochtenen schwarzen Haaren auf den gebleichten Felsen. Mappo zupfte einen zermalmten Dorn zwischen seinen Vorderzähnen heraus. 'Dein Färbemittel zerläuft', stellte er fest, während er das Stück Kaktus einen Augenblick beäugte. Dann biss er wieder davon ab. Icarium zuckte die Schultern. 'Das spielt keine Rolle mehr. Zumindest nicht hier draußen.' 'Nicht einmal meine blinde Großmutter hätte dir deine Verkleidung abgekauft. In Ehrlitan sind uns pausenlos Blicke gefolgt. Ich habe sie Tag und Nacht über meinen Rücken kriechen gespürt. Schließlich sind Tannos meistens klein und o-beinig.' Mappo riss den Blick von der Staubwolke los und betrachtete seinen Freund. 'Das nächste Mal suchst du dir bitte einen Stamm aus, dessen Mitglieder alle sieben Fuß groß werden', knurrte er. Über Icariums faltiges, wettergegerbtes Gesicht huschte etwas, das die Andeutung eines Lächelns gewesen sein mochte, dann nahm es wieder den gewohnten, selbstgefälligen Ausdruck an. 'Jene im Reich der Sieben Städte, die etwas von uns wissen können, wissen jetzt sicherlich von uns. Jene, die keine Ahnung haben, wer wir sind, werden sich vielleicht über uns wundern; aber mehr werden sie auch nicht tun.' Im grellen Licht blinzelnd, nickte er in Richtung der Staubfahne. 'Was siehst du, Mappo?' 'Einen flachen Kopf, einen langen Hals, und überall schwarz behaart. Wenn's nur das wäre, würde diese Beschreibung glatt auf einen meiner Onkel zutreffen.' 'Aber da ist noch was.' 'Ein Bein vorne und zwei hinten.' Icarium rieb sich nachdenklich den Nasenrücken. 'Also keiner von deinen Onkeln. Ein Aptorian?' Mappo nickte langsam. 'Es dauert noch Monate bis zur Konvergenz. Ich nehme an, Schattenthron hat irgendwie gerochen, was da kommt, und ein paar Kundschafter losgeschickt.' 'Und der da?' Mappo grinste, entblößte dabei mächtige Eckzähne. 'Der hat sich ein bisschen zu weit vorgewagt. Das ist jetzt Sha'iks Schoßtier.' Er war mit seinem Kaktus fertig und rieb sich die gewaltigen Hände, dann stand er auf. Als er den Rücken krümmte, zuckte er zusammen. Vergangene Nacht waren im Sand unter seiner Bettrolle unerklärlicherweise Unmengen von Wurzeln verborgen gewesen, und jetzt erinnerten ihn die Muskeln links und rechts seiner Wirbelsäule an jeden Knoten und jede Windung der baumlosen Knochen. Er rieb sich die Augen. Ein kurzer Blick an sich hinunter offenbarte ihm den zerrissenen und schmutzverkrusteten Zustand seiner Kleidung. Er seufzte. 'Man sagt, dass irgendwo hier draußen eine Wasserstelle sein soll.' 'Um die herum Sha'iks Armee ihr Lager aufgeschlagen hat.' Mappo grunzte. Icarium streckte sich ebenfalls und musterte bei dieser Gelegenheit einmal mehr die mächtige Gestalt seines Gefährten; er war groß, selbst für Leseprobe
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