Vermag der Konfuzianismus einen Beitrag zur Gegenwart zu leisten? Können Denker unserer Zeit ihn als nützlichen Ausgangspunkt für sinnvolle Gegenwartsphilosophie verwenden? Viele haben es versucht, nur wenige mit Erfolg. Tang Junyis 唐君毅 (1909–1978) "System der neun Horizonte des menschlichen Geistes" ist ein Beispiel eines originellen Gedankensystems, dessen konfuzianische Grundlage einfühlsam und verantwortungsbewusst durch Elemente westlicher und indischer Denktraditionen bereichert wird. Kann es Tang tatsächlich gelingen, aus so diversem Material ein kohärentes Ganzes zu fügen, welches darüber hinaus den historischen Anpruch erhebt, dem Einzelnen und der Gesellschaft praktisch dienlich zu sein? Die vorliegende Studie analysiert, was Tangs System "im Innersten zusammenhält" und wie Kultur, Religion, Philosophie und Menschenleben in ihm vereinigt werden.

Dr. Anja Steinbauer studierte Sinologie, Geschichte und Philosophie an der Universität Hamburg, der National Taiwan Normal University und der University of London. Sie erwarb einen BA in Chinesisch und Geschichte an der School of Oriental and African Studies in London, einen MA in Philosophie am King’s College London und promovierte in Sinologie an der Universität Hamburg. Gegenwärtig unterrichtet sie Philosophie in London (City University), ist Gründerin und Präsidentin der philosophischen Gesellschaft "Philosophy For All" und Mitherausgeberin der Zeitschrift Philosophy Now.